Gartentipps für Hobbygärtner
Dieser Ratgeber soll für Hobbygärtner eine Anleitung sein, fachgerechte Schnittmethoden durchzuführen und das richtige Werkzeug dafür zu benutzen. Neben der passenden Schere ist es außerdem sinnvoll, bevor man ans Werk geht, sich die Vorgehensweise immer wieder ins Gedächtnis rufen zu können. Wir richten uns vor allem an die Mutigen, die bereit sind fachgerecht zu schneiden. Denn was für die Pflanze eine notwendige Pflegemaßnahme ist, mag dem ästhetischen Auge des Betrachters radikal erscheinen. Doch wer das Leben seiner Pflanzen im Garten verstehen will und ihnen beim Überleben helfen möchte, muss sich auch an einen ordentlichen Rückschnitt wagen. Wer weiß, wie die betreffende Pflanze darauf reagiert, hat weniger Skrupel Hand anzulegen. Denn einfach wachsen lassen, ist für den Ertrag bei Obstbäumen nicht förderlich.
Natürlich ist das Schneiden für eine Pflanze ein harter Eingriff in ihren Wachstumsprozess. Normalerweise würde sie wuchern, soweit die Umgebung es zulässt. Das Gehölz wächst dann weit verzweigt und verbraucht viel Energie für die immer wieder neuen Triebe. Für Wind oder gar Stürme bieten diese Verästelungen eine große Angriffsfläche und es können dann auch dickere Äste abreißen. Dadurch kann der Baum schwer beschädigt werden. Deshalb ist es sinnvoll gerade bei Bäumen durch gekonntes Ausdünnen ein kompaktes Wachstum zu fördern. Auch die Ertragsmenge kann bei Obstbäumen dadurch enorm gesteigert werden. Jeder Gärtner weiß, wer in und mit der Natur arbeitet, braucht Geduld und die notwendigen Vorkenntnisse, wenn er seinen Pflanzen nicht schaden möchte.
Bäume haben mit einigen Widerständen zu kämpfen. Wassermangel und austrocknende Winde können der Pflanze ziemlich zusetzten. Vor allem wenn sie an einem ungeeigneten Standort gepflanzt wurden, wird das physiologische System beim Wachsen und Gedeihen von Anfang an nicht optimal unterstützt.
Dann ist der Baum anfällig für Schädlinge und Krankheiten. Doch der größte Gegner, dem sich der Baum gegenüber sieht, ist – man ahnt es schon – der Mensch mit seiner Astschere. Erscheint er auf der Obstwiese, kann das verheerende Folgen für das Obstgehölz haben. Dann werden Mitteltriebe gekappt, dicke Hauptäste einfach abgesägt und alle ein- und zweijährigen Triebe radikal abgeschnitten. Mehr als 50 Prozent des Astwerks fällt diesem Vandalismus zum Opfer. Wachstumsgesetze und Schnittregeln bleiben dabei völlig außer Acht. Maximal 30 Prozent der Äste dürfen dem Baum entnommen werden. Mehr sollte man ihm auf keinem Fall zumuten.
Leider stehen genug derart verunstaltete Bäume an Straßen, in Parkanlagen und Gärten.
Unachtsamkeit oder Unkenntnis lassen verkrüppelte Gestalten zurück, die zwar noch leben, sich aber nicht mehr artgerecht entfalten können. Es wird Jahre dauern, bis durch die fachgerechten Maßnahmen eines kundigen Baumpflegers solche Pflanzen in neuer Kraft aufgebaut sind.
Pflanzenrückschnitt
Wer seine Pflanzen selbst fachgerecht zurückschneiden möchte, weiß oft nicht worauf es ankommt. Gerne verfahren Laien nach ihrem ästhetischen Empfinden und schnippeln weg, was gerade so ins Auge fällt. Leider ist diese Vorgehensweise für die jeweilige Pflanze nicht immer förderlich. Mag ein Liguster so manche Schneidattacke locker wegstecken, so sieht es beim Obstgehölz schon anders aus. So mancher Hobbygärtner mag sich wundern, dass sein Apfelbaum von Jahr zu Jahr weniger Früchte trägt, während das Geäst schön weiter wächst und wild verzweigt im Sommer mit seinen Blättern viel Schatten spendet. Wer aber ernten will, muss durch einen richtigen Frühjahrsschnitt dem Baum zuerst einen Anreiz bieten, um im kommenden Frühling viele Blüten, und wenn dann bestäubt, auch genügend Früchte zu bilden.
Bevor man also zur Tat schreitet, sollten folgende Fragen zuerst einmal geklärt werden:
Ist es notwendig in das Leben der Pflanze einzugreifen?
Bringt es der Pflanze Vor- oder Nachteile, wenn sie zurückgeschnitten wird?
Wie kann man durch Zurückschneiden das Ausufern der Pflanze eindämmen ohne ihr zu schaden?
Und besitzt man das notwendige, geschärfte Werkzeug für einen artgerechten Schnitt?
Bei folgenden Beispielen ist ein Schneiden wünschenswert, zu empfehlen oder gar unumgänglich:
1. Obstbäume und -sträucher (Aufbau, Pflege, Erziehung, Verjüngung) sollten regelmäßig fachgerecht geschnitten werden. Nach dem Setzen von Hoch- und Halbstämmen oder kleinen Buschbäumen im Spät- oder Frühjahr ist im Frühling der erste Schnitt fällig, an den sich in den Folgejahren ein artgerechter Erziehungsschnitt anschließen muss. Für einen gesunden und stabilen Kronenaufbau eines Obstbaumes benötigt es in den ersten drei bis fünf Jahren (je nach Sorte)einen regelmäßigen Erziehungsschnitt. Nach dem Aufbau eines tragfähigen Kronengerüsts sollten die Obstgehölze nur noch einen regelmäßigen, leichten Pflegeschnitt erfahren.
2. Hecken können formgerecht getrimmt werden (auch die Einzelpflanze).
3. Krankheitsschäden (Mehltau, Spitzendürre, Krebswucherungen usw.) müssen bis ins gesunde Holz entfernt werden.
4. Baumsanierung (Stammfehler bereinigen und ausschneiden, faulende Stellen des Holzes bis ins gesunde Holz (Splint- oder Kernholz) herausschneiden, ausschaben und weiterbehandeln
5. Astbrüche durch Sturm, Frost, Schneelast oder zu üppigen Erntebehang müssen versorgt werden.
6. Trockene oder durch Frost geschädigte Äste und Zweige werden nach dem Winter herausgeschnitten (z.B. Rosen, immergrüne Berberitzen, Cotoneastersorten usw.).
7. Nachwinterlicher Rückschnitt der meisten Rosenarten (jährlich). Ausnahmen sind viele Kletter- und Parkrosen. Ein Sommerschnitt kann die Reichhaltigkeit der Blüten fördern.
8. Förderung des Blütenansatzes durch Rückschnitt (z.B. Heidearten, Forsythien, spätblühende Clematis). Die Pflanzen blühen dann fast immer fülliger.
9. Verwelkte Blüten werden abgeschnitten (Stärkung des nachfolgenden Blütenansatzes). Dies ist sinnvoll bei Flieder, Rhododendron, Weigelia usw.
10. Nach dem Rückschnitt von Herbstblühern (z.B. Buddleia, Caryopteris, Ceanotus oder Perowskia) gedeiht die Pflanze gut und blüht reicher.
11. Bodendeckerpflanzen werden durch Zurückschneiden am wilden Wuchern gehindert, damit Beete in ihrer Schönheit erhalten bleiben (z.B. Hypericum, verschiedene Spiraea-Arten und niedrige Potentillasorten)
Folgende Überlegungen führen oft ebenfalls zum Rückschnitt von Pflanzen.
Hier sollte jedoch die Notwendigkeit genauer überdacht werden und dann erst sinnvolle, pflanzengerechte Eingriffe vorgenommen werden.
1. Zu groß gewordene Baumkronen oder Sträucher sollten aus Raummangel oder anderen Gründen ausgelichtet oder zurückgeschnitten werden.
2. Bestimmte Arten sind besonders gefährdet bei starkem Wind zu brechen (z.B. Robinia pseudoacacia oder Acer saccharinum „Wieri“). Daher sollte die Bildung von Astgabeln rechtzeitig verhindert werden.
3. Wassertriebe werden in den allermeisten Fällen entfernt. Zuerst sollte man die Gründe des Entstehens klären und überlegen, ob tatsächlich alle Triebe entfernt werden müssen.
4. Die über die Grundstücksgrenze hinauswachsenden Zweige können zu Nachbarschaftskonflikten führen. Wenn Pflanzen zu nah an der Grenze gepflanzt wurden, muss unter Umständen geschnitten oder gar gerodet werden. Gesetze sollen bei der Entscheidung helfen. Verlierer ist jedoch immer die Pflanze.
5. Ein Schneiden von Gehölzen aller Art (Hecken, Blühsträucher, Obstbäume) führt immer zur Verjüngung der jeweiligen Pflanze. Ob diese Maßnahme jedoch immer erforderlich ist, muss für jede individuell festgelegt werden.
Grundsätzlich gilt
- Je stärker ein Baum zurückgeschnitten wird, umso kräftiger fällt der Neuaustrieb aus.
- Je senkrechter ein Ast gewachsen ist, umso stärker wächst er weiter.
Soll ein Baum in seinem Wachstum gebremst werden, empfiehlt sich ein Sommerschnitt. - Seine Krone soll zum einen gut durchlüftet werden, zum anderen jedoch immer noch genug Blattwerk besitzen, um Schatten zu spenden. So sind die Früchte vor einem Sonnenbrand geschützt.
- Der Obstbaumschnitt soll generell eine Balance zwischen Triebwachstum und Fruchtbildung schaffen.